Forschungsprojekt untersucht Stadtbäume im Klimawandel

Was wäre die Stadt Karlsruhe ohne ihre Bäume und Grünflächen? Das Forschungsprojekt \"GrüneLunge\" will zum Erhalt der städtischen Bäume und Wälder aktiv beitragen. Foto: Arthur Palmer, Adobe Stock

Fortschreitender Klimawandel und Urbanisierung sowie neue Schädlinge und Krankheiten an Bäumen gefährden den innerstädtischen und stadtnahen Baumbestand. Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) nehmen daher gemeinsam mit der Forstlichen Versuchsanstalt Baden-Württemberg (FVA), dem Deutschen Wetterdienst (DWD) und dem Gartenbauamt (GBA) und Forstamt (FA) der Stadt Karlsruhe den Erhalt des Stadtgrüns in den Blick. Mit dem Forschungsprojekt "GrüneLunge" sollen wirksame Strategien zur Stärkung des städtischen Baumbestandes entwickelt werden. Gefördert und finanziert mit einem Gesamtvolumen von 1,4 Millionen Euro wird das Verbundprojekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

"Wir wollen kein urbanes Grün verlieren", betonte Mario Köhler in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Gesundheit. Köhler koordiniert für das Gartenbauamt das Forschungsprojekt "GrüneLunge". Der Erhalt und die Weiterentwicklung der städtischen Grünflächen und Stadtbäume stehen bei der Bewältigung der Klimakrise mit im Fokus, bekräftigte die Umweltbürgermeisterin Bettina Lisbach. Die Fächerstadt beschäftige sich deshalb intensiv mit den Auswirkungen der klimatischen Veränderungen auf das Stadtgrün und mit geeigneten zukunftsfähigen Baumarten, so Lisbach.

Weil städtische Bäume und Wälder nicht nur das Stadtbild prägen, sondern auch die Lebensqualität in einer Stadt erhöhen, will das Projekt "GrüneLunge" auch die Wertschätzung für das Grün erhöhen und darüber aufklären, was die Pflanzen und besonders urbane Bäume alles leisten. Dazu gehört nicht nur, Schatten zu spenden und durch ihre Transpiration einen Kühlungseffekt zu leisten. Bäume verbessern die Luft- und Bodenqualität und haben auch einen positiven ästhetischen und kulturellen Wert. Nicht zuletzt bieten sie Lebensraum für zahlreiche Tiere. Bedroht wird dies vom fortschreitenden Klimawandel und der Urbanisierung. Neue Schädlinge und Krankheiten setzen dem innerstädtischen und stadtnahen Baumbestand zusätzlich zu.

Im gesamten Stadtgebiet werden dazu auf 245 Testflächen stichprobenartig Untersuchungen zu Vegetation und speziell Bäumen durchgeführt. Mit groß angelegten Messkampagnen, die auch baumphysiologische Untersuchungen umfassen, wollen die Forscher aufzeigen, welche Bedeutung die Bäume für das Klima und insbesondere bei Hitzeperioden haben. Dazu haben sie alle Pflanzen in den Testflächen erfasst, also auch Sträucher oder andere Vegetation. Bei Bäumen werden zum Beispiel Daten zu Baumhöhe, Kronendurchmesser und Beschattung sowie Mikrohabitate wie Rindenstruktur, Flechten und Moose vermerkt. Ebenfalls mit Messungen aktiv ist der Deutsche Wetterdienst mit Fahrzeugen und Fahrrädern in Rheinstetten und Karlsruhe. Aus einer bioklimatischen Karte können dann Hinweise abgeleitet werden, wie groß das Hitzeverringerungspotenzial der Begrünung ist. Die FVA entnimmt an 150 Bäumen und fünf Baumarten Bohrkerne zur Jahrringsanalyse und chemischen Analyse und zusätzlich Bodenproben an jedem Baumstandort. Besonders im Fokus sind dabei Eichen, Ahorne, Linden, Hainbuchen sowie weitere Zukunftsbaumarten.

ILa/KIT