Berlin
Roteiche stürzt auf eine vierköpfige Familie
Eine vierköpfige Familie ist Anfang Januar auf dem Breslauer Platz in Berlin-Friedenau durch eine umstürzende Roteiche (Quercus rubra) verletzt worden. Zwei Erwachsene und ein Kleinkind wurden schwer, ein weiteres Kleinkind leicht verletzt.
Die Familie wurde nach Behandlung durch zwei Notärzte und mehrere Rettungskräfte in ein nahes Krankenhaus gebracht. Inzwischen ermittelt die Polizei wegen des Verdachts auf fahrlässige Körperverletzung.
Bei einer ersten Untersuchung am Unfalltag durch die bezirkliche Baumkolonne wurde ein Pilzbefall festgestellt. Ob er mit dem Umsturz in Zusammenhang steht, war jedoch noch nicht festzustellen. Die Eiche war vor 42 Jahren gepflanzt worden, hatte einen Stammumfang von rund 146 Zentimetern und stand in einem Hochbeet. Berlins Bäume werden nach Angaben des Bezirks einmal jährlich per Sichtkontrolle untersucht. Bei dem umgestürzten Baum war das im Juni 2023 der Fall gewesen, ohne dass Schäden festgestellt wurden. Als Vorsichtsmaßnahme ließ das Bezirksamt am Tag nach dem Unfall im Januar die verbliebenen zwei Bäume auf dem Breslauer Platz fällen.
Sehr schnell wurde in Berlin Kritik an Baumkontrollen auf der Grundlage von Visual-Tree-Assessment (VTA) laut. "Die gebräuchlichen Prüfmethoden sind auch nicht geeignet, das Versagen der Standfestigkeit bei durchnässten Boden und bei Sturm vorher zu sagen", behauptete die digitale "Tempelhof-Schöneberg Zeitung" zwei Tage nach dem Unfall.
Zuletzt hatte 2019 ein 100-jähriger Spitzahorn im Grunewald die Berliner Strafverfolgungsbehörden beschäftigt. Er war auf die Koenigsallee gestürzt und hatte ein Ehepaar in einem Land Rover unter sich begraben. Die Frau kam dabei ums Leben. In zwei Instanzen musste sich der zuständige Revierförster wegen fahrlässiger Tötung verantworten, wurde jedoch vom Landgericht Berlin freigesprochen. Es war ihm nicht mit der erforderlichen Sicherheit nachzuweisen, dass er bei der jährlichen Baumkontrolle die Gefahr erkennen konnte. Auch damals ging es um einen Pilz, den Hallimasch. Ein Sachverständiger gab zu Protokoll, dass der Pilz das Wurzelholz des Spitzahorns ungewöhnlich schnell von innen zerstört habe. cm